Peter Pan lebt in der Oberlausitz – ich habe ihn gesehen!


Es gibt ihn tatsächlich: einen soziokulturellen Ort in der Oberlausitz, an dem Natur, Kunst und Kultur aufeinandertreffen, das Oberlausitzer „Nimmerland“ von Peter Pan, die Kulturinsel Einsiedel. Vergangenes Wochenende habe ich ihn für mich entdeckt, als dort wieder einmal zum Folklorum und zu den Turisedischen Festspielen gerufen wurde.

Die (Baum-) Häuser sind hier schief und bunt, die Tiere leben auf den Dächern und überall auf der riesigen Fläche des Erlebnisparks warten diesseits und jenseits der Neiße geheimnisvolle Orte darauf, entdeckt zu werden. Der Fantasie werden hier passiv und aktiv keinerlei Grenzen gesetzt, alles scheint ständig im Fluss zu sein, nichts bleibt, wie es ist.

Kreativität und Abenteuer werden hier ganzjährig konsequent ausgelebt, selbst wenn es um Entspannung geht. Im Faulenzum kannst Du (wenn du willst) nack´sch in Badezubern baden, die aussehen wie die überdimensionalen Kannibalen-Kochkessel bei Asterix und Obelix. Und ich will jetzt irgendwann einmal im Krönum heiraten – man gönnt sich ja sonst nichts…

Ein Paradies für Junge und Junggebliebene

Einmal im Jahr treffen sich hier im „Grüngeringelten Abenteuerfreizeitpark“ Verrückte jeden Alters aus der gesamten Bundesrepublik und dem direkt benachbarten Polen zu einem ganz besonderen Spektakel, um die Welt ein wenig auf den Kopf zu stellen. Und dieses Mal war ich auch dabei.

Das gefühlte reale Durchschnittsalter auf dem Gelände beim Folklorum war höchstens 25, das mentale eher sechs. Senior_innen amüsierten sich beim Festival genauso gelöst wie die vielen kleinen Kinder und ich schätze, das ist das ganze Jahr über so. Nimmerland eben.

An 17!!! Bühnen, die über das riesige Grundstück verteilt waren, konnte man exzellente Musiker_innen und Artist_innen erleben. Folk, Blues, Reggae, Jazz – was immer das Herz begehrt. Anna Mateur hat mich dort einfach umgehauen und gilt jetzt für mich als die wahre Erbin von Nina Hagen. Ich bin mir sicher, Nina versteht mich.

Nur für Fans von deutscher Schlager- oder Blasmusik war, glaube ich, hier leider nichts dabei. Womit ich persönlich durchaus leben kann.

Wenn Oberlausitzer Wege in die Irre führen

Etwa 17.500 Menschen haben außer mir dieses Jahr den Weg nach Zentendorf an der Neiße gefunden. Viele von ihnen stammten nicht aus der Oberlausitz, sondern sind extra zum Festival angereist. So gut wie jede_r lächelte beglückt und fröhlich. Vielleicht wurden sie ja auch von Peter Pan selbst hierher entführt?

Sie kamen trotz des mäßigen Wetters und obwohl ein Straßenschild – just nur während der Festival-Zeit – starrsinnig behauptet hat, der Weg dorthin sei nicht zugänglich. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

Falsche Beschilderung behinderte FOKLORUM-Zufahrt | Görlitzer Anzeiger

Falsche Beschilderung behinderte FOKLORUM-Zufahrt | Görlitzer Anzeiger

Ausschilderung am Folklorum

Ausschilderung am Folklorum Foto: Thomas Beier / Görlitzer Anzeiger

Landkreis Görlitz, 4. September 2017. Umleitungsschilder an der Kunnersdorfer Senke (im Bild aus Richtung Kunnersdorf, auch auf der Bundesstraße war die Umleitung angezeigt) schickten Kraftfahrer, die das 24. FOLKLORUM – Festival der Turisedischen Festspiele (1. bis 3. September 2017) besuchen wollten, auf eine sinnlose Umleitung, denn die Straße über Deschka zur Kulturinsel Einsiedel war gar nicht gesperrt.

Source: www.goerlitzer-anzeiger.de/goerlitz/verkehr/14488_falsche-beschilderung-behinderte-foklorum-zufahrt.html

Buntes Treiben bei den Turisedischen Festspielen

Jung, bunt, ausgelassen und trotzdem friedvoll und entspannt – das muss man erstmal hinbekommen. Hut ab vor den etwa 150 Mitarbeiter_innen (ohne die Show-Acts), die es geschafft haben, Menschen in jedem Alter 2 1/2 Tage lang zu unterhalten, zu verrückten Spielen zu animieren und dabei selbst auch noch völlig entspannt auszusehen.

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24. Folklorum – Turisedische Festspiele / Kulturinsel Einsiedel

Source: www.youtube.com/watch?v=YAj4JjwwaGY

Ganz ohne Massenbesäufnis und Gegröhle vergnügte man sich und angenehmerweise auch ohne ein Heer von Polizisten, das – wie bei anderen Festen – erst für Ordnung sorgen muss.

Jeder konnte hier sein „inneres Kind“ nach eigener Facon freilassen ohne schief deswegen angesehen zu werden. Und trotzdem ist scheinbar niemand einem anderen dabei auf die Füße getreten. Alles ging und nichts musste und genau das ist, finde ich, das Besondere daran.

Überregional bekannt und beliebt, aber…

Das erste Mal hörte ich von der Kulturinsel schon vor Jahrzehnten im fernen Berlin als die ersten Baumhaushotels in aller Munde waren. Nach und nach bekam ich dann auch mit, dass sich daraus eine ziemlich beeindruckende und vielseitige Unternehmung entwickelt haben muss. Details dazu kannte ich bisher nicht und ich war auch jetzt das erste Mal persönlich da.

Aber man möge mir verzeihen: ich war in den letzten Jahrzehnten auch vorwiegend in Berlin in Projekte von und mit Soziokultur involviert. Da kann man dann das Geschehen in der Oberlausitz schon ein wenig aus dem Blickfeld verlieren…

Was mich jetzt im Nachhinein jedoch ein kleines wenig stutzig macht: abgesehen von den Artikeln im Görlitzer Anzeiger habe ich in den ganzen Jahren nicht mitbekommen, dass sich in der Oberlausitz selbst irgend jemand einmal für die Kulturinsel begeistert hätte.

Weder von Nachbar_innen, noch von Regionalentwickler_innen oder -Vermarkter_innen wurde sie überhaupt erwähnt. Keine Ahnung wieso. Und ich lese schon viel und höre noch mehr zu…

Symposium Kreative Zukunftsräume – Kultur- und Kreativwirtschaft im ländlichen Raum

Symposium Kreative Zukunftsräume – Kultur- und Kreativwirtschaft im ländlichen Raum

In der reizvollen Kulisse des Barockschlosses Königshain wurde am 23. Juni die Premiere einer besonderen Veranstaltung gewagt. Das Kulturamt des Landkreises … Source: www.youtube.com/watch?v=vLrg6CQUXoE

Aber immerhin wurde die Kreativwirtschaft an sich in diesem Jahr endlich auch offiziell von Verantwortlichen und Projektträger_innen in der Oberlausitz als Potenzial entdeckt. Die schienen mir aber am vergangenen Wochenende alle eher beim „Tag der Sachsen“ versammelt gewesen zu sein…

Na schauen wir mal 🙂

Deine tRaumpilotin


Über tRaumpilotin Luna

2015 habe ich den tRaumpilotin-Blog gegründet, als ich in die Oberlausitz gezogen bin, um dort zu leben und zu arbeiten. Seitdem ist viel passiert, aber ich finde nach wie vor das Glück. Mehr über mich findest Du hier: https://traumpilotin.de/business-traumpilotin/

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