wanted: tRaumerweiterungshalle


© Klaus Both Schwerin Aus dem Werbeprospekt des VEB Metallbau Boizenburg: die "Variant" in ihrer vielfältigen Nutzung

© Klaus Both Schwerin
Aus dem Werbeprospekt des VEB Metallbau Boizenburg: die „Variant“ in ihrer vielfältigen Nutzung

Vor einigen Monaten erhielt ich einen Anruf von einem Verein, der den Zugang zu seinem Vereinshaus, der Raumerweiterungshalle, barrierefrei gestalten wollte und dabei Unterstützung benötigte. Is ja ein geiler Name,  dachte ich, Berlin eben. Da heißt ein Frisör nicht einfach Frisör und ein Vereinshaus nicht einfach Vereinshaus.

Nix Berlin. Und auch keine witzige Namensschöpfung eines Kultur-Vereins.

Man lernt nie aus, auch nicht als Auch-Architektin, die sich für mobile Architektur interessiert. Jedenfalls fuhr ich mit einem meiner Rampenleger dorthin, um den jungen Leuten unter die Arme zu greifen, die löblicherweise von sich aus auf die Idee gekommen waren, Rollifahrer nicht mehr einfach draußen stehen zu lassen und zusätzlich auch noch eine Kompost!-Toilette für Rolli-Fahrer bauen wollten. (auch ´ne supergeile Idee, aber das ist eine andere Geschichte).

Und dann sah ich sie, eine Original REH, die erste meines Lebens. Wow! Unglaublich! Und noch unglaublicher, dass niemand auf die Idee kommt, dieses Teil auch weiterhin zu produzieren!

Das tRaumwunder

Transport der REH © Klaus Both Schwerin

Transport der REH
© Klaus Both Schwerin

Zwischen 1966 und 1979 wurden 800 Raumerweiterungshallen von Ideengeber Helmut Both und seinem Sohn und Mitentwickler Klaus  in Boizenburg produziert,  damit schnell, kostengünstig und flexibel an fast jedem Ort Räume zum Wohnen, Arbeiten oder Feiern entstehen konnten.

Bis zu 8 Hallen-Raumelemente aus leichten Stahlträgern mit Aluminiumdach konnten dabei teleskopartig ineinander geschoben werden, um dann, wie ein Wohnwagen, auf einem Anhänger an nahezu jeden Ort transportiert zu werden.

Mit 6 Personen und ohne weitere Hilfsmittel konnte die Raumerweiterungshalle anscheinend dann in etwa 6 Stunden auf nahezu jedem Grund errichtet werden – bis zu einer Gesamtlänge von 16 m und etwa 128 Quadratmeter Grundfläche. Der Grundrahmen des ersten Tunnels diente dabei im aufgebauten Zustand als Fundament und beim Transport als Fahrgestell. (Wer mehr dazu wissen möchte, kann bei der Hochschule Wismar eine Publikation erwerben, an der Klaus Both mitgewirkt hat.)

Raum für Kreativität und Begegnung

Kurze Zeit danach saß ich in der Oberlausitz in der Sonne vor meinem Haus und blickte in den Garten mit den Überresten von Kaninchenställen, Holzunterstand und Hack-Klotz. Mein Garten ist nicht riesig, aber er ist auch nicht klein. Ein kleiner Bach plätschert daran vorbei und Vögel sind hier unglaublich gesprächig. Früher einmal saß meine Familie hier, plauderte und lachte. Und ich hing als kleines Kind an den Lippen meines Onkels, den ich unglaublich verehrte, umso mehr, weil ich wusste, dass er das tat, was mein Traum war: malen.

Ich erinnerte mich an Berlin und die Raumerweiterungshalle, die dort auf einer (noch) vergessenen Brache steht. Und ich musste an den ART SPACE im YAAM auf einer anderen Brache denken, in dem das Künstlerkollektiv URBAN ART CLASH jeden, der will, einlädt, mitzuzeichnen oder zu siebdrucken.

tRaumerweiterungshalle

tRaumerweiterungshalle

Sind vergessene Orte nicht immer die perfekten Orte für Kunst? Und braucht nicht jeder Künstler auch einen Ort, an dem er sich heimisch fühlen kann, um kreativ zu sein? Und braucht nicht jeder die Möglichkeit, sich kreativ zu entfalten, um glücklich zu sein? Und ist Kunst nicht die beste Möglichkeit, um sich zusammenzufinden und auch ohne Worte zu verstehen?

Vor meinem inneren Auge sah ich sie dort stehen: meine tRaumerweiterungshalle, in meinem Garten unter den Bäumen in der Oberlausitz. Ich sah die unterschiedlichsten Menschen dort konzentriert an ihren Werken arbeiten und unter den Bäumen sitzend lachen und philosophieren – so wie früher meine Familie. Und mittendrin mein mittlerweile alter Onkel, der sich freut, wieder von Kunstschülern umgeben zu sein…

Ab und an wird irgendwo in Deutschland eine Raumerweiterungshalle zum Verkauf angeboten. Die letzte, die ich sah, kostete schlappe 10.000 €. Leider derzeit noch zu viel für mich, aber wer weiß. Es sind schon viele Träume auch wahr geworden…

 

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Über tRaumpilotin Luna

2015 habe ich den tRaumpilotin-Blog gegründet, als ich in die Oberlausitz gezogen bin, um dort zu leben und zu arbeiten. Seitdem ist viel passiert, aber ich finde nach wie vor das Glück. Mehr über mich findest Du hier: https://traumpilotin.de/business-traumpilotin/

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